Liebe Angehörige,
sehr geehrte Damen und Herren!

 

Im vergangenen Jahr haben wir in Favoriten der schrecklichen Ereignisse des Jahres 1938 gedacht als die Nazis die Macht übernommen und sofort begonnen haben, Menschen aufgrund ihrer Abstammung zu verfolgen.

Auch in Favoriten war die jüdische Bevölkerung vom ersten Tag an Ziel des Terrors. Geschäfte wurden geplündert; Menschen wurden aus ihren Wohnungen geworfen, öffentlich gequält und erniedrigt. Kleine Geschäfte und große Firmen, wie beispielsweise die Heller Zuckerlfabrik, wurden ihren Eigentümern abgenommen.

Menschen durften aufgrund ihrer Abstammung plötzlich nicht mehr öffentliche Einrichtungen benutzen, wurden aus Schulklassen geworfen und mussten den Judenstern tragen. Viele Juden wurden verhaftet, verprügelt oder in Konzentrationslager verschleppt. Nicht vergessen sollen auch die Menschen werden, die diese Verfolgungen und Demütigungen nicht ertragen konnten und sich damals das Leben genommen haben.

Auch zahlreiche Bewohner des 10. Bezirks wurden Opfer dieses staatlich gelenkten Terrors.

Unser Gedenken gilt fünf Menschen aus dem 10. Bezirk, die aus ihren Wohnungen vertrieben und ermordet wurden:

Risa und Simon Steiner sowie Janka Adler aus der Ettenreichgasse 9 und
Gisela und Albert Dlabaja aus der Trostraße 125.

Mit den Gedenksteinen und Stationen der Erinnerung, die erstmals im 10. Bezirk gesetzt wurden, wird den Ermordeten wieder ein Platz in ihrem Heimatbezirk gegeben. Ich bin sehr dankbar, dass einige Angehörige anwesend sein können.

Dem Verein und im Besonderen Frau Ben David-Hindler habe ich dafür zu danken, dass Sie diese würdige und deutlich sichtbare Form des Erinnerns in die Bezirke bringen und diese Stationen betreuen. Gerne tragen wir als Bezirk unseren Teil dazu bei und helfen bei der Realisierung.

Ich empfinde dieses Gedenken als Auftrag, niemals zu vergessen, was damals geschah, aber auch aktiv aufzutreten gegen alle rassistischen und demokratiefeindlichen Tendenzen in unseren Tagen.

Ich bin stolz, dass so viele am Zustandekommen mitgewirkt haben und möchte Ihnen allen danken!

Herzlichst
Hermine Mospointner
Bezirksvorstseherin des 10. Bezirks