Feierliche Eröffnung von vier „Stationen der Erinnerung“ auf dem Weg der Erinnerung durch die Brigittenau

Der zweite Teil des Weges der Erinnerung durch die Brigittenau wurde am 21.10. 2011 am Gaußplatz nahe der neu entstandenen Eingangstafel für den Weg eröffnet. Die Eingangstafel wurde vom Bezirk gesponsert.

Vereinsmitglied Ernst Fitzka moderierte die Veranstaltung, die durch die schöne Musik von Janina Schedy (Akkordeon) und Hannes Guschelbauer (Klarinette) begleitet wurde.

Bezirksvorsteher Hannes Derfler sowie mehrere Bezirksräte nahmen an der Eröffnung teil. Der Bezirksvorsteher sprach über den Weg, der für ihn wie ein Mosaik aus Steinen ist, die gemeinsam ein Gesamtbild ergeben. Seine Unterstützung ist dem Verein sicher. Er versprach auch, dass er eine größere Eingangstafel spendieren würde, sollte sich der Wunsch ergeben.

Kurt Cizek sprach als Vertreter der Sozialistischen Freiheitskämpfer. Auf seine Initiative hin wurde die Wandtafel für den Widerstandskämpfer Fritz Hedrich in den Weg aufgenommen. Er sprach vor allem über die Situation für jüdische SchülerInnen, die gezwungen wurden lange Wege zu den Schulen auf sich zu nehmen und in eigenen für sie vorgesehen Klassen zu sitzen bzw. von den Schulen verwiesen wurden.

Elisabeth Ben David-Hindler erzählte über den neuen Teil des Weges, der auch eine Station für den Verein jüdischer Handwerker, eine Wandtafel für das Kinderambulatorium und Sonnentagesheim im Augarten sowie eine Wandtafel für die Synagoge Kaschlgasse inkludiert.


Lilly Weihsmann, deren Station in der Klosterneuburgerstraße 71 ist, erzählte über ihre Großeltern Ruchel und Daniel Thiemann, die auch auf der Wegeingangstafel abgebildet sind. Der Großvater war Fiakerfahrer und ein beliebter Heurigensänger. Als die Zeit der Fiaker vorbei war arbeitete er als Taxifahrer. Er war ein „echter Wiener“. Sie endete mit den Worten „Danke, Liesl. Du hast meiner Großeltern zurück nach Wien geholt.“

Ing. Martin Gruber sprach ebenfalls über die Situation der SchülerInnen im nationalsozialistischen Wien. Er selbst ging in die Karajangasse und betonte, dass die jüdischen Schüler dort das Schuljahr beenden konnten und Abschlusszeugnisse erhielten. Er berichtete auch von einem Erlebnis, als ein Lehrer Schüler rügte, die jüdische Schüler angriffen.


Die anschließende Begehung hatte ihre erste Station in der Staudingergasse 6, wo eine Wandtafel für das Chajes-Realgymnasium angebracht ist, das sich dort befand. Der Direktor Wilhelm Jamnig erzählte kurz über die Zusammenarbeit mit dem Verein und Daliah Hindler berichtete die wenigen Informationen, die wir über die ehemaligen Schüler und die Lehrerin des Gymnasiums haben.

Zweite Station war in der Wallensteinstraße 29, wo Frau Vybiral schon auf uns wartete. Der Stein für ihren Vater Max Benedek wurde von ihren beiden Söhnen initiiert. Sie erzählte einige Geschichten über ihre Großeltern, unter anderem, dass ihr Großvater ein sehr guter Tapezierer war und für einen Kollegen der Nazi war Arbeiten ausbesserte, was dieser ihm dadurch dankte, dass er den Großvater vor der Deportation bewahrte.


Die abschließende Veranstaltung fand in der Gedenkstätte Karajangasse (siehe Links, 20. Bezirk) im Brigittenauer Gymnasium statt, wo Steine für 24 SchülerInnen in den Boden gelassen wurden. Ing. Gruber sprach dort zunächst über seine Erfahrungen in der Schule und strich heraus, dass man vergeben könne, um sich selbst zu befreien, aber keineswegs vergessen.

Renate Prazak sprach als Vertreterin der Schule. Sie erzählte über die Gedenkstätte, die sich teilweise in den Räumen eines ehemaligen Gestapo-Gefängnisses befindet. Danach lasen SchülerInnen die 24 Namen der Opfer vor. Bei der Feier in der Gedenkstätte lasen SchülerInnen Briefe von Überlebenden, die diese Schule besucht haben und im Rahmen eines Schulprojekts angeschrieben wurden.

Foto: Petra Bukowsky