Feierliche Eröffnung fünf neuer „Stationen der Erinnerung“ des 3.Teils des Weges der Erinnerung durch die Brigittenau

Am 25.06.2019 trifft sich eine Gruppe von ca. 30 Personen am Gaußplatz im 20. Wiener Gemeindebezirk um den dritten Teil des Weges der Erinnerung zu begehen. Der Verein „Steine der Erinnerung“ hat hier einen Weg errichtet, um an das jüdische Leben zu erinnern und den vielen Menschen, die deportiert und ermordet worden sind, wieder einen Platz zu geben.

Roswitha Hammer stellt den Verein vor und beschreibt seine Tätigkeit. Sie bedankt sich bei den MitarbeiterInnen und ehrenamtlichen HelferInnen, ohne die es die “Steine der Erinnerung“ nicht gäbe. Ihr besonderer Dank gilt Rudolf Forster, der die Broschüre des dritten Weges durch die Brigittenau ehrenamtlich lektoriert hat.

Bezirksrat Herr Florian Winkler musste leider kurzfristig absagen und Frau Hammer übernimmt mit wenigen Worten die Vorstellung des heutigen Weges. Sie berichtet, dass auch mehrere HausbewohnerInnen in der Kosterneuburgerstraße 58 und 60 und Jägerstraße 7 Steine und Wandtafeln initiiert haben.


Staudingergasse 14

Wir gedenken Giecie-Augustas und Wolf Haspels.

Ein Enkel Benjamin Haspels und Partnerin ist aus Israel angereist.

Der Sohn Giecies und Wolfs, Bernhard, Benjamins Vater, war ein großer Sportler bei Hakoah. Er studierte in Wien Medizin und schaffte es noch Ende 1938 sein Studium zu beenden, bevor er nach Palestina floh. Sein Sohn Benjamin erzählt, wie ihm ein Freund über eine Steinsetzung berichtete und ihn so inspirierte, die Initiative für die heutige Steinsetzung zu ergreifen.


Heinzelmannstraße 13

Wir gedenken Margarethe Münz´, Max Habers, den Brüdern Alfred und Felix Katz´.

Aus Großbritannien sind Sir Peter Gershon und Lady Gershon sowie Katherine Gershon (Urenkelin Margaretes) angereist. John O´Dwyer, ihr Partner und Ur-Urenkel Joshua Perceval sowie Tim Gershon (Ur-Enkel Margarethes) ebenfalls aus Großbritannien, wohnen ebenso der Steinsetzung bei. Der junge Ur-Urenkel Joshua Percival hält eine beindruckende Rede.

Sir Peter erzählt, dass seine Mutter sehr wenig über Margarethe preisgab, nur, dass Margarethe und ihre Tochter gern Sachertorte im berühmten Kaffee Sacher genossen. Die  Liebe für Süßes und das Backen ist bis heute in der Familie präsent.

Von Max Haber und den Brüdern Katz ist nur Deportationsort und Sterbedatum bekannt, und dass die hier gelebt haben.


Streffleurgasse 4

Wir gedenken Ernestine und Leopold Kesslers.

Wir gedenken hier auch Rosa Neuhausers.

Dem Enkel der Kesslers, Charly Warmington aus Belfast, Nordirland gelingt es nur unter großer emotionaler Anstrengung aus seiner Familienhistorie zu erzählen. Es ist nicht viel Privates aus dem Leben von Ernestine und Leopold bekannt. Ihre beiden Kinder, Gertrude und Fritz, überlebten dank des Kindertransports nach England. Gertrude heiratete einen nordirischen Arzt und zog mit ihm nach Belfast.

Von Rosa Neuhauser sind nur Geburts- und Deportationsdaten bekannt.

Winfried Garscha, Historiker aus dem DÖW (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes), spricht in Memoriam Rosa Neuhausers und von seiner Arbeit bei DÖW, und erzählt über die Situation der Juden in Wien in der Zeit des Zweiten Weltkrieges.


Rauscherstraße 12

Wir gedenken Ester Münz´.

Die Familie Gershon und Familie John O´Dwyer trauern um ihre Vorfahrin.

Sir Peter berichtet, dass durch die Recherche Katharinas über ein anderes Familienmitglied einige Eckdaten über Ester auftauchten und so in das Bewusstsein der Familie Eingang fanden.

Ester Münz´ Enkel konnten flüchten – in die Schweiz und nach Australien, sie aber wurde mit 77 Jahren nach Minsk deportiert, wo man auch sie ermordete.

Wir gedenken hier auch Salomon Binders und Heinrich Schneemanns. Von Beiden sind leider nur Geburts- und Deportationsdaten bekannt.


Salzachstraße 7

Wir gedenken Amalie Kornspanns und Ernest Kandlers.

Enkel Harry mit Gattin Christine Merl, Urenkel Mario Merl und Ur-Urenkel Pascal Merl aus Österreich vertreten die Familie.

Amalie war auf Grund der zwei großen Katastrophen des 20. Jahrhundert gezwungen, ihre Heimatstätte Lemberg und dann auch Wien zu verlassen. Die Flucht aus Wien führte zurück nach Lemberg, wo sie schließlich ihren gewaltsamen Tod fand.

Für Ururenkel Paskal ist es als Nachfahre etwas Besonderes, dass mit dem Stein der Erinnerung an der langjährigen Wohnadresse in Wien seiner Ururgroßmutter gedacht wird.

Von Ernest Kandler sind, abgesehen davon dass er hier wohnte, nur Geburts-, Deportations- und Ermordungsdaten bekannt.