Herr Sommer

 

An einem sonnigen Samstag Vormittag treffen wir Herrn Sommer zu einem Gespräch. Das Café hat Sperrstunde und es ist ganz ruhig. Herr Sommer will sich uns ungestört widmen.

„Alle sind willkommen, jung und alt, Menschen verschiedener Kulturkreise, Religionszugehörigkeiten“, so Herr Sommer, „ein beliebter Treffpunkt zum Plaudern, Spielen, Essen, Entspannen, Lesen, …“

Die Nähe zum Verein hat Herr Sommer über Elisabeth Ben David Hindler gefunden. 2007 hat sie vor der Steinsetzung beim Lokal Herrn Sommer über unser Projekt informiert. Er zeigte großes Interesse und übernahm die Patenschaft für einen Stein. Über Jahre verkauft er schon sehr engagiert unsere Begleitbroschüren und durch ihn suchten interessierte Menschen den Kontakt zum Verein. So zum Beispiel ein alter Bekannter, der schlussendlich einen Gedenkstein für seine Verwandten setzen konnte. Herr Sommer hat viel dazu beigetragen, dass unser Projekt im zweiten Wiener Gemeindebezirk so bekannt werden konnte.

Er kennt die Leopoldstadt sehr gut. Seit 1964 wohnt er hier und seit 1986 führt er das Cafe Sperlhof. „Ich bin offen für alle Kulturen und spreche mit allen“. Schon in jungen Jahren hat Herr Sommer unterschiedliche Kulturen kennengelernt. „Als Reisebüroangestellter habe ich zwar nicht viel verdient, konnte aber billig reisen.“ So war er in vielen Kontinenten unterwegs.

Jüdische Menschen spielen in seinem Leben seit seiner Kindheit eine wichtige Rolle. Väterlicherseits hat er wahrscheinlich sogar jüdische Vorfahren. Seine Mutter führte eine Gardinenerzeugung in der Laufbergergasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk mit vorwiegend jüdischen KundInnen.

So kam Herr Sommer als Jugendlicher beim Ausmessen der Fenster in viele jüdische Wohnungen. Sieben Jahre arbeitete er in einem jüdischen Reisebüro und in seinem Cafe Sperlhof hat er jetzt auch jüdische Stammgäste.