Feierliche Eröffnung von drei „Stationen der Erinnerung“ am 30. April 2019 im 10. Bezirk

 

Es sind über 40 Menschen, die bei Regen in der Einfahrt des Ahornhofs im 10. Wiener Gemeindebezirk der Musik der Gruppe Avanim lauschen. Es musizieren: Karin Waniek, Daliah Hindler und Heidelinde Gratzl. Die Gruppe beginnt heute, einen Tag vor dem Tag der Arbeit, mit dem jüdischen Lied der Arbeitslosen.

Herr Bezirksvorsteher Markus Franz hält eine kleine Rede und mahnt, den Anfängen der Ausgrenzung und Verunglimpfung zu wehren. Aktuelle politische Tendenzen müssen ernst genommen werden – denn wie uns die Geschichte lehrt können solche Tendenzen einen katastrophalen Ausgang nehmen.

Wir müssen dieses Geschichtwissen bewahren und dabei unterstützt uns der „Verein Steine der Erinnerung“.

Danach stellt Roswitha Hammer den Verein „Steine der Erinnerung“ vor und erzählt, wie nach der „Waldheim Ära“ sich die Stadt Wien auch offiziell zu erinnern begann. So gibt es für den Verein öffentliche Subventionen und die Steine werden von der Stadt Wien als Denkmäler anerkannt. Das persönliche Erinnern von Verwandten und Freunden durch die heute gelegten Steine ist damit immer auch ein politischer Akt.


Ahornhof 10

Wir gedenken Marie Zwergfelds, geborene Roubitscheks.

Ihre Enkelin Helen Fielding aus Kanada ist Philosophieprofessorin, die gerade ihr Sabbatical in Berlin verbringt. Sie spricht in perfektem Deutsch berührende Worte und bedankt sich beim Verein und den vielen Anwesenden, dass sie  auf diese Art ihren Großeltern die letzte Ehre erweisen.

 


Quellenplatz 2

 

Wir gedenken Stefanie und Leo Roubitscheks.

 

 

Helen Fielding, die Großnichte der beiden erzählt über ihren Vater, der mit dem Kindertransport nach England geschickt worden war und seine Eltern nie wieder sah. Er erfuhr erst sehr spät von der Tragödie seiner Mutter.

 

 

 

 


Erlachgasse 95

Wir gedenken Philipp und Olga Suschizkys. Danielle Bolhuis aus den Niederlanden spricht über das wichtige Erinnern an die Menschen, denen das Recht auf Leben genommen worden war. Phillipp Suschizky besaß zusammen mit seinem Bruder eine Buchhandlung und Olga war eine bekannte Tanzlehrerin. Die ganze Familie war ausgesprochen kunst- und kulturaffin.

In Wiener Tanzgeschichten (tanz.at) schreibt Gunhild Oberzaucher- Schüller:

“Volksbildnerische Körperarbeit wie tänzerische Aktivitäten, die Olga Suschitzky und ihre Töchter Karla und Ruth, ausgehend von ihrer Schule in Wien-Favoriten, verfolgten, waren nicht die einzigen Wege, die die Suschitzky-Frauen gingen. Ein ebenso wichtiges Betätigungsfeld war die Theaterarbeit. Waren sie körperbildend Teil des „Roten Wien“ geworden, gelang am Theater Ähnliches: Im facettenreichen Spektrum der Tanzmoderne umspannte ihr Wirken als unverwechselbare Kraft des Neuen auch die Arbeit im Musiktheater und Kabarett.”