Eröffnung von zwei „Stationen der Erinnerung“ in der Inneren Stadt am 28.4.2012

 

Dies war ein sehr bewegender Tag für Frau Elfie Kazarov und Herrn Francis Deutsch, beide in den späten Achtzigern, und ihre Familien.

Treffpunkt der Eröffnung war die Drahtgasse 3, wo Elfie Kazarov ihrer Großmutter Sofie Schlesinger, zweier Tanten und ihrer Gatten gedachte. Dankenswerterweise hatte Hausbesitzerin Frau Ernestine Roniger eine Wandtafel genehmigte. Sie war mit ihrer Familie anwesend.

Elfie Kazarov – ihr Sohn und ihre Schwiegertochter waren aus den USA angereist- erzählte in ihrer Rede, dass sie sehr schöne Stunden in diesem Haus verbracht hat. Jeden Sonntag traf sich die große Familie dort zu einer Jause. Sie blieb dann oft über Nacht bei einer ihrer Tanten. Sie habe aber auch die schrecklichen Erinnerungen an den Abtransport ihrer Lieben und könne den Schock und die Traurigkeit bis heute nicht überwinden.


Gemeinsam ging die Gruppe danach zur zweiten Station in der Heinrichsgasse 3, wo schon einige interessierte HausbewohnerInnen auf uns warteten. Dort wurde Margarethe Deutsch gedacht. Ihr Sohn Francis Deutsch, der mit seiner Frau Sheila und seinen Töchtern aus England angereist war hielt eine Rede.

Er selbst hat mit seiner Mutter in diesem Haus gelebt. Margarethe Deutsch beschrieb er als „eine typische Wienerin“. Sie war sehr weltoffen und kunstinteressiert. Besonders die Musik war ein wichtiger Teil des Familienlebens.

Zur heutigen gesellschaftlichen Situation sagte Francis Deutsch, dass die Situation sehr besorgniserregend ist. In Ungarn ist die politische Situation durch eine antisemitische Partei geprägt. „Rasse“ wird wieder zu einem Schlagwort.

Zum Schluss bat er alle Anwesenden sich an der Hand zu nehmen und gemeinsam „Niemals wieder!“ zu sagen. Es hat eine große Bedeutung für ihn, dass Vorüber-gehende seine Mutter erinnern. Die Familie Deutsch bekam die Möglichkeit, die alte Wohnung zu besuchen und wurde zwei Tage später zu einer anderen Hausbewohnerin zu einer Kaffeejause eingeladen.

Nun hat Herr Deutsch von der jetzigen Mieterin die Einladung erhalten, mit seiner Frau eine Woche in seiner früheren Wohnung zu verbringen.