Feierliche Eröffnung von drei „Stationen der Erinnerung“ im 1. Teils des Weges der Erinnerung durch die  Brigittenau

Am 1. Oktober 2010 wurde die Eröffnung des Weges der Erinnerung am Gaußplatz feierlich begangen. Einige Stationen waren schon in den vorhergehenden Jahren gesetzt worden. Diese bilden einen Teil des Weges. Sechs Stationen wurden in diesem Jahr errichtet, bereits bestehende Gedenktafeln des Bezirks wurden in den Weg aufgenommen und in der Begleitbroschüre beschrieben.

Zur Eröffnung kamen Angehörige der Familien Bettelheim und Eckstein und einige politische VertreterInnen. Auch der israelische Botschafter Aviv Shir-On besuchte die Veranstaltung.

Bezirksvorsteher Hannes Derfler betonte in seiner Rede die Unterstützung für die Steine der Erinnerung und drückte seine Hochachtung vor der Arbeit des Vereins aus. Dann sprach Kurt Cizek als Vertreter der Sozialistischen Freiheitskämpfer über die jüdische Geschichte der Brigittenau. Die jüdische Bevölkerung entstammte hier vor allem den ärmeren Schichten. Es gab im Bezirk auch viele jüdische Kaffeehäuser und Geschäfte, die das Stadtbild prägten sowie kulturelle Vereine und eine Synagoge in der Kluckygasse 11.

Elisabeth Ben David-Hindler begrüßte alle Anwesenden und ergänzte kurz die historischen Ausführungen. Sie erzählte über den Verein und dankte den Angehörigen für ihr Kommen.

Tanja Eckstein, die für ihre Großeltern Clara und Alfred Freund einen Stein gesetzt hatte, sprach über deren Schicksal in der Shoah. Ihr Vater Erwin Freund konnte noch aus dem Konzentrationslager Dachau nach England flüchten. Er konnte jedoch seine Eltern nicht mehr nachholen und so wurden beide ins Ghetto Opole deportiert und 1942 in einem Vernichtungslager ermordet.

Wilhelm Bettelheim gedachte in seiner Rede seinen Verwandten Rudolf Bettelheim, Gisela Bettelheim-Krauss und Friedrich Krauss. Alle drei lebten und arbeiteten nach ihrer Emigration in Avignon. Sie wurden in Auschwitz ermordet.

Umrahmt wurde die Veranstaltung von der Musik des Trios Esther Jelinek, Christoph Kögler und Daliah Hindler.

Viele Menschen nahmen an der anschließenden Begehung einiger Stationen des Weges teil. Tanja Eckstein sprach bei der Station für ihre Großeltern auf Gaußplatz 7. (Foto Eckstein) Danach wurde die Station Gaußplatz 6 für die Notausspeisungsstelle der IKG sowie die Bibliothek des Vereins Aktion Jüdische Jugend in Not auf Gaußplatz 6 besucht. Die Station in der Perinetgasse wurde bereits 2009 für Pessia Feder gesetzt. Auf Brigittenauer Lände 20 sprach Wilhelm Bettelheim einige Worte. Eine Wandtafel für den berühmten Schriftsteller Joseph Roth befindet sich auf Wallensteinstraße 14.

Der Bezirk hat auf Staudingergasse 9 eine Wandtafel für die Schriftstellerin Else Feldmann angebracht. Die nächste Station war Jägerstraße 26, wo eine jüdische Fleischhauerei war, deren Besitzer deportiert wurde.

Zuletzt fand die feierliche Einweihung einer Wandtafel durch die Hausgemeinschaft Streffleurgasse 14 statt, die sie für die ehemaligen jüdischen HausbewohnerInnen initiiert hat. Der Ermordeten wurde sehr würdevoll durch das Verlesen der Namen und das Anzünden einer Kerze gedacht.

Zum 1. Teil des Weges der Erinnerung durch die Brigittenau ist eine Begleitbroschüre erschienen. Alle Steine der Erinnerung sind enthalten und, wo möglich, mit Text und Fotos versehen; die historischen Stätten werden beschrieben.