Feierliche Eröffnung von 7 neuen „Stationen der Erinnerung“ im Alsergrund in der Glasergasse 8

am 6. Juni 2009

Für die vielen Angehörigen, die aus England, den USA und Israel angereist oder wie der 93 jährige Herr Klein aus Wien gekommen waren, aber auch für alle anderen Anwesenden war es sehr bewegend, der Menschen zu gedenken, die hier gelebt haben, ihre Geschichten zu hören und ihre Stationen zu besuchen.

Auch kamen spontan Menschen aus den umliegenden Häusern oder nahmen vom Fenster aus an der Feier teil.

Frau Bezirksvorsteherin Malyar, die im letzten Jahr selbst einen Stein der Erinnerung gesetzt hat, sprach über die große Bedeutung des Gedenkens als Teil der Vergangenheitsbewältigung.

Elisabeth Ben David Hindler erzählte, dass sie ihre Großeltern – für sie wurde 2005 der erste Stein hier im Bezirk gesetzt – von ihren Fenstern aus in die Glasergasse geschaut haben und ihre Mutter in der Glasergasse in die Schule gegangen war.

George Vulkan sprach über seine große Familie, die in der Glasergasse gelebt und gearbeitet hat und über seinen fast blinden Großvater, der alleine nach Theresienstadt deportiert worden ist und dort kurz danach gestorben ist. Viele seiner Verwandten wurden in anderen Vernichtungslagern ermordet. Er las den letzten Brief einer seiner Tanten vor, die über ihre verzweifelte Lage berichtete.

Frank Back erzählte die Geschichte seines Vaters, der in der Hoffnung, von dort aus die Familie retten zu können, nach Frankreich geflüchtet und dann dort den Nazis in die Hände gefallen ist. Er ist von Drancy nach Auschwitz deportiert worden.

Susanne Schönbrunner, die anlässlich der Steinsetzung eine Zusammenführung von Familienmitgliedern aus der ganzen Welt organisiert hat, erzählte die Geschichte ihrer Großmutter und ihrer Kinder, von denen sie zwei – die sie vorher in Pflege geben musste – erst vor dem Transport nach Lodz wieder traf.

Ein Höhepunkt der Feier war die Musik des jungen Trios Christoph Kögler, Daliah Hindler und Esther Jelinek, deren Lieder manche der Anwesenden zu Tränen rührten. An der anschließenden Begehung bzw. Befahrung der Stationen nahm eine große Gruppe teil.

Familie Klein bei ihrer Station in der Dreihackengasse

Heinz Klein (2. von rechts) erzählte die Geschichte seiner Großmutter Marie Hilfreich und seiner Lieblingskusine Olly (Olga Teuer), die von ihr nach dem frühen Tod ihrer Mutter aufgezogen worden war. Olly wollte ihre Großmutter nicht alleine zurücklassen und so blieben sie beisammen bis zu ihrem bitteren Ende – in Theresienstadt und dann in Auschwitz.


Auch zum 2. Teil der Stationen der Erinnerung im Alsergrund ist eine Begleitbroschüre erschienen. Sie ist außer bei uns in der Südwind- Buchwelt, 9, Schwarzspanierstraße 15 – Tel: 405 44 34 erhältlich.