Eröffnung von 3 „Stationen der Erinnerung“ im Alsergrund 14.8. 2010
In der Fechtergasse 19 fand sich am Vormittag eine Gruppe von Leuten ein, um die Wandtafel für Familie Winroope einzuweihen.
Die ganze Familie war aus England und Israel angereist, um der Eltern von Joe Wineroope, Chana und Simon Weinreb, zu gedenken. Elisabeth Ben David-Hindler sprach einleitende Worte und begrüßte alle Anwesenden auf Deutsch und Englisch. Auch die übrigen Reden wurden durchgehend in beiden Sprachen gehalten. Zunächst hielt die Bezirksvorsteherin Martina Malyar eine Rede, in der sie der Familie Winroope besonders dankte, dass sie den Weg zurück nach Wien geschafft hat. Sie betonte, dass sie es als Ehre empfinde die Familie in Wien begrüßen zu können. Sie schlug dann eine Brücke zur heutigen Bezirkspolitik, in der sie es als Bezirksvorsteherin als wichtig empfindet Rassismus Tag für Tag zu bekämpfen. Schließlich dankte sie auch den MitarbeiterInnen des Vereins Steine der Erinnerung und im speziellen Liesl Ben David-Hindler, „dem Goldschatz der Organisation“.
Anschließend sprach Ben David-Hindler selbst über den Verein, der mittlerweile in 8 Bezirken tätig ist und für ca. 700 Menschen Stationen gesetzt hat. Besonderer Dank ging an die vielen freiwilligen MitarbeiterInnen wie Alfred Pilar und Gertraud Sisa, die die Eröffnungen regelmäßig fotografieren und filmen.
Joe Wineroope erzählte, dass er seine Eltern vor 71 Jahren in diesem Haus zum letzten Mal gesehen hat. Für ihn ist es wichtig, dass es heute ein anderes Wien gibt, in dem Menschen wie seine Eltern nicht nur wegen der falschen Religion verfolgt werden. Er dankte Liesl (Ben David-Hindler) und Martina (Malyar) dafür, dass sie dazu beigetragen haben dieses Wien zu schaffen.
Die ganze Familie las dann gemeinsam den Kaddisch (das Totengebet) für Simon und Chana Weinreb.
Bei der zweiten Station in der Tendlergasse 11 sprach Anthony Gimpel über seine Großmutter Rosa Chaje Gimpel, für die der Stein gesetzt worden war. Sie hat mit ihrem Mann Jakob im Haus gewohnt, wo sie ihren Sohn Josef bekamen. Rosa hatte ein Delikatessengeschäft im ersten Bezirk in der Tuchlauben. Jakob starb an einer Herzattacke, als Josef erst 11 Jahre alt war.
Danach begann ein schweres Leben für die Familie. Nach dem Einmarsch der Nazis konnte Josef zunächst nach Zürich und schließlich nach England fliehen. Rosa Chaje schaffte die Flucht nicht und wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert. 1944 wurde sie in Auschwitz ermordet. Anthony Gimpel sprach von seiner Verbindung zu Rosa Chaje, die sich auch dadurch ausdrückt, dass sie sich sehr ähnlich sehen.
Die dritte Station wurde vom Hauseigentümer Andreas Nader für zwei Bewohner initiiert. Sie konnte im Rahmen dieser Eröffnung leider nicht begangen werden.