Eröffnung des 6. Teils des Weges der Erinnerung durch die Leopoldstadt

 

Am 15.5.2011 fand in der Haidgasse 3 die Eröffnung des sechsten Teils des Weges der Erinnerung durch die Leopoldstadt statt. Trotz strömenden Regens kamen viele Menschen und Angehörige um an der Veranstaltung und an der anschließenden Begehung der Stationen teilzunehmen.

Die musikalische Umrahmung wurde vom Trio Margaritkes (Esther Jelinek, Christop Kögler, Daliah Hindler) geboten. Sie sangen jiddische und hebräische Lieder. Peter Mlczoch von der Gebietsbetreuung Leopoldstadt leitete als Moderator durch die Veranstaltung.

Krezimir Mladensich hielt als Bezirksrat der Leopoldstadt eine Rede, in der er besonders auf die Ehrung der Spanienkämpfer einging, denen in diesem Teil des Wegs mit einer Wandtafel gedacht wird.

Peter Schwarz drückte seine Wertschätzung für die Steine der Erinnerung und schlug eine Brücke zur gegenwärtigen Flüchtlings-Politik, die wieder Sündenböcke (die Anderen) ausgrenzt. [download Rede]

Elisabeth Ben David-Hindler begrüßten zunächst die Angehörigen, von denen eine Gruppe aus Frankreich angereist war. Auch einige Schülerinnen der die ein Projekt zu den Steinen gemacht hatten nahmen an der Veranstaltung teil.

Ben David-Hindler stellte in ihrer Rede die vielfältige Vereinsarbeit vor. Besonders ging sie auf die zweite Generation ein. Die Generation, deren Eltern verfolgt wurden, trägt eine schwere Bürde, die es oft mit sich bringt, dass das (Über)leben gerechtfertigt werden muss. Für sie persönlich bedeutet die Vereinsarbeit unter anderem eine Auseinandersetzung mit diesem Teil ihrer Geschichte.

Foto: Walter Filip

Angela Schluter, deren Mutter Edith Hahn nur durch das Annehmen einer anderen Identität und der Heirat mit einem Nationalsozialisten überleben konnte, las Briefe von ihrer Großmutter Klothilde Hahn vor, die diese kurz vor ihrer Deportation an einen Freund geschrieben hatte. Der Sohn von Christine Margarete Denner, deren Identität Edith Hahn das Leben rettete war auch anwesend.

Peter Schwarz vom psychosozialen Zentrum ESRA sprach über die heilende Wirkung der Vereinsarbeit, die er auf Grund seiner Arbeit mit Überlebenden der Schoah besonders schätzen kann. Zur Enthüllung einer Wandtafel , die an gefallene und ermordete Spanienkämpfer aus dem 2. Bezirk erinnert, sprachen Irene Filip als Vertreterin der „Vereinigung österreichischer Freiwilliger in der Spanischen Republik 1936-1939“; der Schauspieler Ottwald John las Texte.

Foto: Walter Filip

Die Begehungen der Stationen waren sehr bewegend. Die Angehörigen erzählten über ihre Familien und ihr Schicksal. Die Nachkommen der Familie Sonnenfeld, die in Frankreich und Wien leben, haben erst vor kurzer Zeit Kontakt aufgenommen, weil ihre Eltern über die Vergangenheit nicht sprechen wollten und sie nichts voneinander wussten.

Die 94 jährige Mutter des französischen Zweigs hat als einzige ihrer Familie überlebt. Ihre Eltern und ihre 5 Geschwister wurden ermordet. An der nachmittäglichen Begehung der Stationen in der Rembrandtstraße – bei besserem Wetter – nahm wieder eine größere Gruppe von Menschen teil.

In der Rembrandtstraße 36 haben sich anlässlich der Würdigung von Moritz und Regina Schafranek Verwandte wieder „gefunden“.