Feierliche Eröffnung des 9.Teils des Weges der Erinnerung durch die Leopoldsstadt
Trotz Regen und Kälte nahmen am Sonntag, 18.Mai 2014 unzählige Angehörige aus Australien, England, Israel, der Schweiz, den USA und Österreich und viele Interessierte an der Feier in der Haidgasse 3 teil. Das Trio Avanim leitete mit dem Lied Donna, Donna ein und sorgte weiter für eine ganz spezielle musikalische Umrahmung. Peter Mlczoch führte durch das Programm. Bezirksvorsteher Karlheinz Hora begann und endete seine Rede mit den Worten „Niemals vergessen“. Er betonte, dass die Verfolgung, Vertreibung und Ghettoisierung hier in der Leopolsstadt geschah. Deshalb ist das Erinnern so wichtig. Auch Peter Schwarz wies auf die Bedeutung der Steine hin. Sie ermöglichen eine Auseinandersetzung mit der Geschichte. Er würdigte die Arbeit des Vereines: „ Ein Projekt mit dem Engagement einzelner erreicht weite Kreise.“ Die Steine sind auch eine Erinnerung in der Gegenwart und für die Zukunft. Elisabeth Ben David Hindler begrüßte mit ihrem ganzen Herzen alle Familien, die Initiator_innen von Steinen und Wandtafeln und alle Freund_innen. Sie dankte allen Institutionen für deren finanzielle Unterstützung.
Irv Adler berichtete, dass er lange Zeit nichts über seine Großmutter wusste. Seine Mutter konnte nicht über die furchtbaren Ereignisse sprechen. Herr Adler fand unzählige Briefe, geschrieben von der Großmutter an die Mutter in der Zeit von 1938-1941 verpackt in einem Koffer mit einem rosa Band. Die Schriftstücke gaben ihm Einblicke wie die Großmutter als Mensch war.
Ditta Urmacher gedenkt ihres Vaters und Großvaters. Sie schilderte ihre Erinnerungen als Vierjährige von ihrem Vater in der Springergasse. Er war so ein lebendiger und sehr feinfühliger Vater, der sang und Mandoline spielte. Während ihrer Erzählung sang sie die Lieder „Ein Hut, der hat drei Ecken“ und „O du lieber Augustin“. Auch die Verabschiedung von ihrem Vater, bevor ihn die Soldaten aus der Wohnung abholten, ist ihr noch sehr präsent. Sie ist sehr froh über die Steine und endete: „Wir haben euch nicht vergessen. Schlaft schön in himmlischer Ruh“.
Martin Perl (Enkel von Leopold und Martha Perl) schilderte, dass viele Familienmitglieder aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten angereist sind, um dieser feierlichen Eröffnung beizuwohnen und erläuterte dann etwas aus dem Leben seiner Großeltern. Im Anschluss an die Veranstaltung besuchten wir gemeinsam die einzelnen Stationen.
Große Schiffgasse 5
Gerhard Raninger gedenkt seines Großvaters. Die einzige Informationsquelle über das Leben vom Rudolf Schwarzbatel ist seine Tante Martha Raninger, die heute 91jährig auch dabei ist.
Nickelgasse 3
Teile der Familie Kohn lebten bis 1941 an dieser Adresse Elisabeth Ben David Hindler gedenkt Chana Hindler (Frau des Bruders ihres Großvaters).
Franz Hochedlingergasse 2
Die Großeltern wohnten hier und hatten eine Kappenfabrik. Eliezer Richter war Vizepräsident von der Synagoge.
Schiffamtsgasse 18
Diese Steine wurden vom Hausbesitzer und respect.net mitfinanziert.
Schiffamtsgasse 20
Susanne Perl und Martin Perl gedenken ihrer Onkel und Großeltern.
Haidgasse 5
Frankie Blei aus Australien, die nicht dabei sein konnte, gedenkt ihrer Verwandten. Elisabeth Ben David Hindler liest ein Gebet.
Haidgasse 12
Die Tafel wird erst nach der Renovierung des Hauses montiert werden. Der Hausbesitzer, Ilan Kabiljo, hat die Tafel initiiert und finanziert.
Haidgasse 14
Steffi und Peter Bollag gedenken ihrer Urgroßmutter und Großtante. In der Mittagspause wärmten wir uns im Cafe Einfahrt und wurden von August Holler und Zuhal Holler mit köstlichen Speisen und Getränken sehr liebevoll versorgt.
Große Mohrengasse 37
Die Familie Günsberger gedenkt ihres Verwandten David Leopold Deutsch.
Große Mohrengasse 40
Frankie Blei gedenkt ihrer Verwandten.
Novaragasse 7
Die Grünen, als sie das Haus bezogen haben, haben recherchiert und die Wandtafel initiiert. Diese erinnert an die Hausbewohner_innen, die deportiert und ermordet wurden. Die Hauseigentümerin IKG hat die Tafel finanziert.
Castellezgasse 14
Michaela Bolli hat diese Steine initiiert.
Konradgasse 1
Irv Adler gedenkt seiner Großmutter, die für ihn durch die vielen Briefe, die sie seiner Mutter in der Zeit von 1938-41 geschrieben hat, lebendig wurde. Vally Steiner liest einen der Briefe.
Lessinggasse 3
Irene Suchy gedenkt der Familie Himmelreich.
Springergasse 30
Die Familienmitglieder sind aus Amerika, England, Österreich, Schweiz und Israel gekommen, um ihrer Verwandten zu gedenken.